Seit Jahren schon machen sich eigentlich alle Fraktionen in der Gemeindevertretung Gedanken um die Umsetzung seniorengerechten Wohnens in Oersdorf.
Geht es nach dem Willen der AWOe um Bürgermeister Mündlein, soll auf dem derzeit brachliegenden Grundstück in der Dorfmitte ein Wohnblock mit 31 Wohnungen entstehen. Dazu soll die Gemeinde das Grundstück an den Bauverein Kaltenkirchen verkaufen, der dann das Gebäude errichten und vor allem an Senioren vermieten würde.
Einen entsprechenden Entwurf präsentierten AWOe und Bauverein auf einer Bauausschusssitzung am 6. Mai. Aus dem Publikum kamen dabei zahlreiche kritische Nachfragen zum Ausmaß der Bebauung sowie zu Art und Umfang des Konzeptes „Betreutes Wohnen“. Eine 24-stündige Betreuung im Gebäude ist dabei nicht vorgesehen, sondern lediglich Sprechzeiten in dafür vorgesehenem Büroraum und eine in den Wohnungen installierte Notrufanlage der Pflegediakonie in Kaltenkirchen, die kostenpflichtig vom Mieter hinzugebucht werden müsste.
Zudem ist das Projekt so gar nicht auf die Bedürfnisse Oersdorfs hin geplant – nach Fertigstellung könnten in kürzester Zeit etwa 50 Bewohner einziehen, zum größten Teil im Seniorenalter. Es wäre also mit einem schlagartigen Bevölkerungszuwachs in Oersdorf um ca. 5-6% zu rechnen, mit entsprechenden Folgekosten für die Infrastruktur (so wurde vom Bauverein schon der Wunsch nach Anbindung an den Kaltenkirchener Stadtbus laut, was für die Gemeinde jährlich mit 15-20.000 € zu Buche schlagen würde).
Das Gebäude sprengt jeglichen Rahmen dorftypischer Architektur deutlich: Dreigeschossig, ca. 800 m² Grundfläche, mit einer Firsthöhe von gut 10,50 m (das sind zwei Meter mehr als die bisher das Grundstück prägende Feuerwehr) – es würde ein massiver Riegel entstehen, der keinerlei Rücksicht auf umliegende Bebauung oder die Gestaltung des Dorfplatzes nimmt.
Die OeWV lehnt es folgerichtig ab, alleine wegen eines kurzfristigen Profits aus dem Grundstücksverkauf eine für Oersdorf völlig überdimensionierte Bebauung auf dem Dorfplatz zuzulassen. Wir sind gerne bereit, über die Nutzung des Dorfmitte-Grundstücks mit seniorengerechtem Wohnen zu reden. Aber wir wollen ein vernünftiges, auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Gemeinde zugeschnittenes Konzept. Am Anfang dessen sollte eine Ermittlung des tatsächlichen Bedarfs nach solchen Wohnformen in Oersdorf stehen. Eine daraus entwickelte Bebauung muss sich harmonisch in das Dorfbild einfügen.
Unser Vorschlag, über einen Fragebogen zunächst die diesbezüglichen Wünsche und Vorstellungen der älteren Bürger zu ermitteln, hatte bereits die Zustimmung der übrigen Fraktionen gefunden. Allerdings sollen anscheinend in der Finanzausschussitzung am 25. August bereits die Weichen in Richtung Grundstücksverkauf an den Bauverein gestellt werden. Warum diese fast klammheimliche Eile bei einer Entscheidung von dieser Tragweite für unser Dorf?